Die Stadt der Zukunft gehört ihren Bürgern. Weltweit gibt es einen deutlichen Trend zum Leben in Städten – mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt schon heute nicht mehr auf dem Land.
Im Fernen Osten und in einigen arabischen Ländern entstehen sogar neue Städte, die von Grund auf und zwar mit hohem ökologischem Anspruch geplant werden. Diese Städte sind CO2-neutral und autark. Sie beziehen ihre Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen und sie müssen einen starken Zulauf von Menschen verkraften. In Europa geht es dagegen nicht so sehr um die Neugestaltung als vielmehr um den Umbau der bestehenden Metropolen.
Der Architekt und Designtheoretiker Friedrich von Borries sagt, dass sich für die europäische Stadt der Zukunft weniger die Frage des quantitativen Wachstums als die nach der (Über-)Lebensqualität stelle. Auch der Zukunftsforscher Robert Gaßner vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) der Freien Universität Berlin erwartet eine grüne Zukunft: „Lebenswerte Innenstädte sind wichtig. Man soll in der City mit offenem Fenster schlafen können, der Autoverkehr muss raus. Die Utopie heute dreht sich um Themen wie die grüne Stadt, in der ich mobil und entspannt leben kann. Wenig Verkehr, wenig Lärm, viele Grünflächen, Fischzucht und Gemüseanbau in Hochhaustreibhäusern.“
Grüner, leiser und sauberer
Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, erklärt seine Erwartung an die Stadt der Zukunft so: „Bei der Stadt der Zukunft müssen wir in Dekaden denken, also in Zeiträumen von 30 bis 50 Jahren. Dann wird die Stadt wesentlich leiser sein, weil wir ganz andere Verkehrsströme und Mobilitätskonzepte haben werden. Sie wird grüner sein und ein besseres Klima haben. Das erreichen wir, indem wir zum Beispiel grüne Oasen schaffen und die Elektromobilität einführen, die sehr leise und emissionsarm ist. Wir werden viel Verkehr unter die Straße verlegen, wo wir ihn nicht mehr sehen, dadurch werden die Städte der Zukunft auch schöner und sauberer werden.“
Megatrend Urbanisierung
Matthias Horx vom Zukunftsinstitut in Kelkheim bezeichnet die Verdichtung der Städte als Megatrend, der in vielen deutschen Städten längst in vollem Gange ist. Die Gründe dafür liefert er gleich mit: „In einer Stadt kann der Mensch viel besser mit den Themen Energie und Verkehr umgehen als auf dem Land”, Horx erwartet aber auch, dass die Städte von der bestehenden Zersiedlung zu einer neuen Mischung aus Leben, Arbeiten, Geselligkeit und sozialer Nähe finden. Die Perspektive klingt sympathisch: Die Menschen müssen sich nicht mehr zwischen dem Leben im Grünen auf dem Land oder in der kulturell anregenden Stadt entscheiden, denn die Stadt der Zukunft bietet beides. Laut Zukunftsinstitut wird das Stadtbild von morgen von Grünflächen und kleinen Anbauflächen geprägt sein, die Erholungsmöglichkeiten und lokale Produktion ermöglichen. Kein Zufall also, wenn die Natur in die Städte zurückkehrt – zum Beispiel als grüne Architektur – mit Dach- und Fassadenbegrünung – oder auch in vielen Projekten des „urban gardening”. Dazu zählen heute schon bekannte Vorbilder wie der Prinzessinnengarten oder das „Himmelbeet“ in Berlin, die „essbare Stadt Andernach“ oder die stark nachgefragten Mietgärten „Meine Ernte“.
Grün geht uns alle an
Viele deutsche Städte haben die Bedeutung von Grünflächen für die Lebensqualität erkannt. Grüne Oasen werden immer wichtiger – bei der Planung neuer Wohnviertel oder bei der Gestaltung öffentlicher Anlagen. Gemeinsam mit der Verwaltung engagieren sich Bürgerinnen und Bürger im städtischen Raum. Hanns-Jürgen Redeker, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung DIE GRÜNE STADT, findet diese Entwicklung nur logisch: „Der ökonomische Wert von Grün für unsere Gesellschaft liegt viel höher als allgemein angenommen. Aber in immer mehr Kommunen wird neben dem ästhetischen Wert von Grün- und Freiflächen in Städten auch die wirtschaftliche Dimension erkannt. Kommunale Investitionen in Grün führen zu beträchtlichen direkten und indirekten Einsparungen und wirken sich mittel- und langfristig positiv auf die Wirtschaftskraft der Städte und Gemeinden aus.“ Quelle: DGS