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Wer emsige Meiseneltern im Pendelverkehr zwischen Gartengrün und Nistkasten beobachtet, erkennt dabei nicht auf den ersten Blick, wie aufwändig es für diese Insektenfresser ist, jeden Tag aufs Neue sich selbst und ihre Bruten mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Von Blaumeisen weiß man, dass sie rund ein Drittel ihres eigenen Körpergewichts als tägliche Nahrung zu sich nehmen müssen, das sind etwa drei Gramm. Eine Blattlaus wiegt etwa 0,4 Milligramm. Das heißt, die Meise muss, um sich selbst zu ernähren, täglich rund 800 Blattläuse fressen.

Zum Vergleich: Hätten Menschen denselben schnellen Stoffwechsel und hohen Energiebedarf, müsste eine 75 Kilogramm schwere Person täglich rund 25 Kilogramm Nahrung zu sich nehmen. Das zeigt deutlich, welch enorme Leistung es für Singvögel ist, Tag für Tag genügend Futter herbeizuschaffen.

Im Sommer ist diese Situation sogar noch etwas prekärer als im Winter. Während die Tiere in der kalten Jahreszeit nur sich selbst versorgen, vollbringen sie an den langen Frühlings- und Sommertagen wahre Höchstleistungen, wenn sie sich selbst plus ihre Jungtiere zu füttern haben. Immerhin acht bis fünfzehn Eier legt eine Meisin pro Brut – von denen Blaumeisen zwischen April und Juni üblicherweise zwei haben. “Leider ist es heute längst nicht mehr so, dass die Sommersaison automatisch ausreichend Insekten liefert”, weiß die Vogelexpertin Christine Welzhofer aus dem bayerischen Gessertshausen. Gärten seien mehr und mehr auf Blumenvielfalt statt auf Pflegeleichtigkeit getrimmt und die Landwirtschaft stünde derart unter Wettbewerbs- und Erzeugerpreisdruck, dass auf ihren Äckern nahezu keine Wildflora mehr vorkomme. Die Lebensgrundlage würde damit vielen Insekten entzogen.

Welzhofer hat deshalb die Initiative ergriffen und ein spezielles, mit Insekten angereichertes Aufbaufutter für Gartenvögel entwickelt, das besonders im Frühjahr und Sommer von Gartenbesitzern und Vogelliebhabern zugefüttert werden kann. Keine Angst: Solche Beikost unterbindet nicht den Jagdtrieb der flatternden Freunde, aber sie erleichtert es den Tieren erheblich, sich und ihre Bruten im Wohnumfeld des Menschen leichter und besser ernähren zu können.

Welche Gartenvögel Insektenfresser sind, das verrät übrigens schon ihr Schnabel: Der ist bei ihnen schmal und dünn, damit diese gefiederten Nachfahren der Dinosaurier die Kerbtiere auch in Ritzen, Fugen und anderen Insektenverstecken ganz sicher erwischen können. Im Winter fressen Meisen zwar vermehrt Sonnenblumenkerne und gefettete, feine Haferflocken. Aber für die Brutaufzucht im Sommer benötigen sie unbedingt auch die proteinreichen Insekten. Alle Meisenarten bevorzugen übrigens hängendes Futter, an dem sie hangeln können. Gourmet-Knödel und Vogel-Schmäuse mit ungehärtetem, naturbelassenem Fett sind daher für sie ideal. Quelle: GPP

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